Nutzen Sie 4 mm Nadeln, rotieren Sie die Injektionsstellen und mehr – warum es auf die kleinen Dinge ankommt.

Autoren: Brian Levine, Adam Brown, Kelly Close

Es ist leicht Informationen zu den neusten und besten Innovationen in der Diabetesbehandlung zu erhalten, aber manchmal sind es die kleinen Dinge die am wichtigsten sind.

Vor etwas weniger als einem Jahr hat BD den in Rom abgehaltenen Kongress „FITTER“ (Forum für Injektion und Therapieempfehlungen) gesponsert, um neue Richtlinien für den optimalen Einsatz von Insulin bei Injektion- (Pen) oder Pumpennutzung festzulegen.

 

Letzten Monat veröffentlichte eine große Fachzeitschrift  (Mayo Clinic Proceedings)
ein Papier mit den „Neuen Empfehlungen
zur Insulinverabreichung“ von 183 Ärzten Krankenschwestern, Pädagogen und Konferenzteilnehmern von Rom.

Die Publikation basiert auf der vielleicht größten durchgeführten Umfrage bei mehr als 13.000 insulinpflichtigen Patienten aus 42 Ländern. BD veröffentlichte dazu auch eine interaktive Website zu den Richtlinien.

Die umfangreichen Empfehlungen beinhalten einen äußerst hilfreichen „ Goldene Regeln“ Abschnitt mit Tipps für Menschen mit Diabetes. 

4 Tipps die besonders auffallen:

  1. Verwenden Sie die kürzeste Nadel-Länge
    (4 mm für Pens, 6 mm für Spritzen) unabhängig von
    Alter, Geschlecht, Ethnie, Gewicht oder BMI.
    Die Hautdicke ist bei Menschen immer sehr ähnlich, längere Nadeln können für die Insulin Resorptions-Wirkung gefährlich sein.
  2. Wechseln Sie die Injektionsstelle (Rotation)
    und benutzen Sie die Nadel immer nur 1 Mal.Dadurch werden Verhärtungen (sog. Lipohypertrophie) verhindert. Solche Lipohypertrophien können zu reduzierter und nicht korrekter Insulin Resorption führen und somit zu großen Schwankungen des Blutzuckerspiegels.
  3. Stellen Sie sicher, das trübes Insulin durch sanftes rollen und kippen des Behälters ordnungsgemäß aufgelöst ist.
  4. Entsorgen Sie gebrauchte Nadeln vorschriftsgemäß in eine entsprechende Entsorgungsbox, um versehentliche Verletzungen zu vermeiden.

Das Warum und Wie zu diesen 4 Punkten

1. Verwenden Sie die kürzeste Nadel Länge (4 mm Pen / 6 mm Spritze) unabhängig von Alter Geschlecht, Ethnizität, Gewicht oder BMI.

Warum ist das wichtig?
Insulin sollte idealerweise in den subkutanen Raum (die Schicht von Fettgewebe direkt unter der Oberfläche der Haut) injiziert werden, um die Wirkung der Resorption zu maximieren.  Lange Zeit dachte man, die Hautdicke der Menschen  variiert sehr stark, jedoch hat eine Vielzahl von Studien belegt, „Haut ist gleich Haut“ und die Unterschiede bei 90% der Menschen liegen zwischen  1 und 3 mm. Der Durchschnitt liegt somit  bei 2 mm.  Erfolgt die Insulin Injektion subkutan, gibt es keine Beweise für eine bessere Insulin Aufnahme durch eine tiefere Injektion.

Insulin Injektion Kind

In der Tat gibt es sogar ein Risiko in Zusammenhang mit der Verwendung von längeren Nadeln: Wenn die Nadel die subkutane Schicht durchdringt, tritt sie ins Muskelgewebe ein. Die Resorptionsraten unterscheiden sich stark, je nachdem wie aktiv der Muskel ist. Insulin wird in sehr aktiven Muskeln schneller resorbiert.
Diese Muskel  
Injektionen sind deshalb unberechenbar und können zu gefähr-
lichen Hypos führen.

Tipp: Verwenden Sie die kürzeste Nadellänge (4 mm Pen / 6 mm Spritze).

Wichtig: Sprechen Sie mit Ihrem Apotheker oder Arzt über die Umstellung auf eine kürzere Nadel – besonders wichtig bei Kindern,  Jugendlichen oder dünnen Erwachsenen.
Hinweise auf dieser Opens external link in new windowWebsite.

2. Vermeiden Sie das Einspritzen in Fettanhäufungen unter der Haut (Lipohypertrophien)

Warum ist das wichtig?
Eine Lipohypertrophie ist eine anormale Anhäufung von Fett unter der Haut, verursacht durch wiederholte Insulin-Injektionen an der gleichen Stelle. Diese präsentieren  
sich als feste Klumpen wie ein „Traubenhäufchen“, können einige Zentimeter Durchmesser haben und lassen sich leicht anheben. Diese Art des Gewebes nimmt das Insulin in keiner vorhersagbaren Weise auf, was zu großen Schwankungen des Blutzuckers führen kann.

Die Injektionsstellen sollten routinemäßig vom Arzt sowie durch Selbstkontrolle  auf die Bildung derartiger Fettanhäufungen überprüft werden. In der Umfrage hat sich herausgestellt, dass jeder 3. Befragte Lipohypertrophien hat. (Andere Studien zeigen Prävalenzen bis zu und über 50%). Diese Patientengruppe verwendet etwa 10 Einheiten Insulin mehr pro Tag und hatten einen um 0,5% Punkte höheren HbA1c (8.85% vs 8.3%) als die Gruppe mit Insulin Injektionen ohne Lipohypertrophie. Sie hatten auch höhere Frequenzen unerwarteter Hypoglykämien und Blutzuckerschwankungen.

Tipps:

  • Rotieren  Sie den Ort der Injektionsstelle um Lipohypertrophien zu vermeiden.
    Nutzen Sie  Bauch, Oberschenkel, Gesäß, Armen und Rücken. Innerhalb der Injektions-Zonen versuchen Sie mindestens einen  Zentimeter (etwa die Breite eines Fingers eines Erwachsenen) von der vorherigen Injektionsstelleentfernt zu injizieren. Ein System der Rotation, schlägt vor, Injektionsstellen in Quadranten aufzuteilen und einen Quadranten pro Woche zu nutzen, bevor man in einheitlicher Richtung zum nächsten Quadranten geht. Beachten Sie, dass beim Wechsel von Einspritzen in Regionen mit Lipohypertrophie,  zu klumpen freiem Gewebe, der Insulinbedarf oft um mehr als 20 % abnehmen wird.
  • Verwenden Sie die Nadeln nur 1 Mal.
    Laut Umfrage werden die Nadeln aus Bequemlichkeit oder aus Kostengründen wiederverwendet. Die Wiederverwendung wird jedoch auch mit der Entstehung und Begünstigung der Lipohypertrophie (Klumpenbildung) in Verbindung gebracht. Die Wiederverwendung der Nadeln kann auch Schmerzen und Blutungen verursachen.

Bitte beachten Sie, dass das Rotationsprinzip auch für Insulin Pumpen, Infusionssets sowie Patch Pumpen gilt.

 

3. Stellen Sie sicher, dass trübes Insulin richtig aufgelöst zur Anwendung kommt.

Warum ist das wichtig?
Insulin kann trüb werden, wenn sich seine Molekular-Kristall-Struktur verändert. Injektionen mit trübem Insulin können dazu führen, dass die Wirksamkeit des aktuell ins Blut gelangten Insulins nicht vorhersagbar ist, somit besteht die Gefahr einer Hyper- oder Hypoglykämie.  
Die Herausforderung  in einem stabilen Zielbereich des Blutzuckers zu sein, wird so sehr schwierig zu erreichen sein.

Tipps:Insulin Injektion Experten Empfehlung

  • Es ist wichtig zu wissen wie das Insulin aussehen soll. Viele der am häufigsten verwendeten Insuline (Novolog, Humalog, Lantus etc.) sollten klar sein; andere wie NPH haben ein von vornherein  ein trübes Aussehen.
  • Mischen Sie trübes Insulin  durch sanftes rollen (volle Umdrehung zwischen den Handflächen) oder sorgfältiges kippen bis es sein korrektes klares Aussehen erlangt hat.

 

4. Entsorgen Sie die gebrauchten Nadeln in eine Entsorgungsbox.

Warum ist das wichtig?
Die falsche Entsorgung kann zu Verletzungen mit den Injektionsnadeln führen. Dies kann Menschen in Gefahr bringen, sich mit einer Infektionskrankheit anzustecken.

Tipps:

  • Für den Einsatz im professionellen Bereich vorgeschriebenes Sicherheits-Material verwenden, um das Verletzungsrisiko zu minimieren.
  • Nadeln nie in den Papierkorb oder Abfall werfen, sondern in eine spezielle Entsorgungsbox.
  • Kein recapping (Wiederaufsetzen der Schutzhülle) der Nadel. Die Verletzungsgefahr durch eine gebrauchte Nadel ist zu groß. Eine gebrauchte Nadel sofort in die Entsorgungsbox entsorgen.

 

Quelle:
Opens external link in new windowwww.mayoclinicproceedings.org/article/S0025-6196(16)30321-4/fulltext#sec3.2